Dienstag, 16. Dezember 2014

Dunkelziffer 3 endlich erschienen!

Eine der wichtigsten Disziplinen in meinem künstlerischen Schaffen sind die Grafischen Erzählungen - in Ermangelung eines anderen allgemein gültigen Begriffes, oft irreführender Weise, auch als Comics bezeichnet. Hier bin ich verantwortlich für Text und Zeichnung. In den letzten Jahren gelang es mir lediglich einige Kurzgeschichten in der Comic-Anthologie Surcomixxxx veröffentlichen. Ich fand es höchste Zeit einen weiteren eigenen Band herauszubringen.


Ein Teil meines Vorhabens, nämlich zum Comic Salon Erlangen 2014 eine Neuerscheinung zu präsentieren, ist mir gelungen. Alles andere was ich vor hatte dient der Bestätigung des Aphorismus: "Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, dann mache einen Plan."

Ich beim Signieren in Erlangen ...
... am Stand von comicplus+. Vielen Dank!
Fotos: Joachim Dickmeis

Ich hatte nicht vorgehabt eine weitere Dunkelziffer Folge heraus zu bringen - die Fortsetzung dieser Reihe wollte ich verschieben, zugunsten längerer Erzählungen. Nun habe ich besagte längere Erzählungen zugunsten der Fortsetzung dieser Reihe verschoben. 

Insgesamt drei Projekte standen zur Debatte aber aus unterschiedlichen Gründen war es bei keinem möglich termingerecht fertig zu werden und das lag nicht an dem geplanten Umfang. Woran es lang will ich hier nicht erörtern. Die Projekte sind wie gesagt verschoben, nicht aufgegeben, da ist es nicht gut zu viel über sie zu reden ... vielleicht bin ich ja abergläubisch. 

Außerdem will ich lieber über die verwirklichten Geschichten sprechen:

Im Jahr 2004 hatte ich einen Sonderband in der Reihe Dunkelziffer heraus gegeben, in winziger Auflage, dafür um so größer im Format. Hergestellt als Originalgrafik von 16 handgefrästen Linolplatten. Er enthielt ziemlich genau die Hälfte der ersten Erzählung in diesem Band: Die Beichte


Die Extrem aufwendige Art der Herstellung war der Grund dafür, dass die Fortsetzung samt Abschluss so lange auf sich warten ließ. Im Klartext: Ich konnte den Band nicht so teuer machen, dass der Preis in irgendeinem Verhältnis zur investierten Arbeit gestanden hätte. 

Wenn man mit einem Zahnarztbohrer in Linol fräst, kann man sehr feine Ergebnisse erzielen, der Schwung und die Lockerheit der Linien ähneln einer Federzeichnung, aber es entsteht sehr viel öliger Linolstaub. Selbst wenn einen das anschließende Saubermachen und das, im Taschentuch erkennbare, eingeatmete Quantum, nicht stören sollte, spätestens beim Lettering hört der Spass auf. Man fräst ein paar Buchstaben und schon kann man weder diese, noch die Vorzeichnung erkennen ... es war eben ein Experiment. 

Eine nicht abgeschlossene Geschichte hinterlässt immer einen schalen Geschmack. Möglicher Weise - das klingt jetzt schon wieder abergläubisch - hat mich ja diese unerledigte Angelegenheit soweit blockiert, dass ich deshalb nicht in der Lage war die ursprünglich geplanten Projekte zu verwirklichen. 


Zumal, auch nach der langen Zeit, mein Herz immer noch an dieser Geschichte hängt. Sie ist in der Konzeption radikaler als die zweite Dunkelziffer Erzählung Raskolnikow die nahezu komplett in einem kleinen Kellerraum spielt. Dargestellt wird ein Dialog zwischen zwei Personen. Die Beichte spielt zum größten Teil in der klaustrophobischen Enge eines Beichtstuhls und es wird während des Dialogs nur eine Person, der Pfarrer, gezeigt, wenn man von gelegentlichen Blicken auf den Schattenriss des Beichtenden absieht. 

Schon in der dritten Dunkelziffer Erzählung Herbst der Liebe tauchen erkennbar Ansichten der Stadt Freiburg auf, ohne, dass diese als Ort der Handling genannt wird. Im Gegenteil, ein Hinweis auf die räumliche Entfernung einiger Schauplätze verrät dem Ortskundigen, dass es sich unmöglich um das reale Freiburg handeln kann. 

In Die Beichte lassen die wenigen Innenansichten der Kirche das Freiburger Münster erkennen, aber auch hier wird nahegelegt, dass es sich wiederum um einen fiktiven Ort handelt. Das Kirchenfenster zum Beispiel ist zwar in Freiburg zu finden, aber nur als Bestandteil eines größeren Ensembles. 

Dunkelziffer ist Schwarz/Weis! Zu dem Konzept der Serie gehört für jede Geschichte eine andere schwarz/weise Darstellungstechnik auszuprobieren. Die Entscheidung auf Farbe zu verzichten hatte vor Jahren natürlich auch finanzielle Gründe, die aber aufgrund der Entwicklung in der Drucktechnik heute nicht mehr bestehen. Dennoch bleibt es dabei, die Geschichten schreien nach Schwarz/Weis und es ist ein gutes Gefühl nun nur noch Ästhetik und Dramaturgie im Blick haben zu müssen. 


Die zweite Erzählung in diesem Band Fernmündlich ist als Idee so alt wie die ganze Dunkelziffer Reihe. Ich habe damals allerdings lediglich gewusst, dass es sich um eine aufeinanderfolge von Anrufen handeln sollte, wobei die unterschiedlichen Personen nicht gezeigt, sondern durch ihre Telefone verkörpert werden sollten. Die Dramaturgie sollte dann durch die Darstellung der Telefonapparate entstehen. Nur selten wollte ich den Hörer mit Hand oder Ohr zeigen.

Zur Entwicklung einer Geschichte kam es nie. Jedenfalls nicht bis ich 2013 für einen 24h Comix Zeichnen Event in Freiburg die fast vergessene Idee wieder aus der geistigen Schublade kramte. Die ersten Seiten sind dann tatsächlich innerhalb dieser 24 Stunden entstanden, den Rest habe ich später ergänzt, womit ich natürlich an der Aufgabe gescheitert bin, innerhalb der vorgegebenen Zeit, ein abgeschlossenes Werk zu produzieren.

Die Technische Entwicklung bei den Telefonen machte eine Konzeptänderung notwendig. Man mag es heute kaum glauben, aber vor einigen Jahren war es noch verbreitet zwischen Hörer und eigentlichem Telefonapparat zu unterscheiden. Wer das heute noch weiss kann sich schon als wichtigen Zeitzeugen betrachten. Inzwischen ist es üblich alles in einem Teil zu haben, darüber hinaus gibt es nur eine Ladestation, die irgendwie zu wenig hermacht, als dass man Lust hätte sie all zu oft zu zeigen. So wurde die extreme Idee in weniger extremer Form, mit erkennbaren Figuren verwirklicht - vielleicht zum Wohle der Geschichte.

Ach ja, wenn wir schon von Telefonen reden ... Die einzelnen Dunkelziffer Erzählungen, für sich abgeschlossen, haben Verbindungen, spielen in örtlicher und zeitlicher Nähe. Gestempelte Datierungen ermöglichen die chronologische Einordnung zumeist in die Jahre 1998 und 1999.

Daran hatte ich bei der Gestaltung von Fernmündlich gar nicht gedacht. Aber ein Smartphone in dieser Zeit erscheinen zu lassen ist ein zu grober Fehler. Eine Verbindung wird es dennoch geben, wahrscheinlich werden wir den Onkel noch in jüngeren Jahren kennen lernen.

Dunkelziffer 3 kostet 10,- EURO, zuzüglich Versandkosten. Er kann über meine Mail Adresse bestellt werden: 

Montag, 15. Dezember 2014

Meine Chronik der Riegeler Künstler-Tage

Panta rhei (Alles fließt), so auch die Zeit zwischen den Posts in diesem Blog. Es war mir schon klar, dass die Pflege dieser Einrichtung bei mir von Unterbrechungen geprägt sein würde, aber regelmäßig Ausstellungen, Events und Publikationen ankündigen zu können, war mir schon ausgesprochen sinnvoll erschienen. Nun humple ich mit hängender Zunge diesen Ereignissen hinterher. Den größten Teil der Öffentlichkeitsarbeit haben stets Andere gemacht - aufs Beste gemacht - und damit verhindert, dass ich bei den einzelnen Anlässen alleine dastand. Mein Dank geht hiermit an die richtigen Adressen, zu viele um sie hier namentlich zu nennen. 

In den Jahren 2012 - 2014 war ich sehr aktiv, viel ist entstanden, viel gezeigt worden. Ein jährlich wiederkehrender und somit zuverlässiger Höhepunkt waren die Offenen Ateliers, die Riegeler Künstler-Tage, stets in der ersten Juliwoche. Darauf konnte ich mich einrichten, dadurch wurde mir selbst immer wieder vor Augen geführt was für einen Schwerpunkt mein künstlerisches Schaffen seit den letzten Künstlertagen gehabt hatte, was nicht immer das Ergebnis meiner Planung gewesen war.



2012, bei meiner zweiten Beteiligung an den Offenen Ateliers, gehörte ich noch zu den Künstlern unserer Gruppe, die kein Atelier hatten das sie hätten öffnen können, den so genannten "Heimatlosen". Ich habe mich darüber bereits in meinem Post zu den Riegeler Künstler-Tagen 2011 ausgelassen. In diesem Jahr fanden die "Heimatlosen" einen attraktiven und ungewöhnlichen Ausstellungsort in den Wagons des Rebenbummler, eines Museumszugs mit dem Fahrten durch den Kaiserstuhl veranstaltet werden. Ich danke hiermit, mit der erwähnten Verspätung, den Eisenbahnfreunden Breisgau, die das ermöglicht haben und den Kollegen die es für uns ausgehandelt haben. 



Die speziellen Gegebenheiten hier legten eine spezielle Art von Exponaten nah. Es war nicht möglich die Bilder aus größerer Entfernung zu betrachten, aber man konnte sich setzen und in die Details vertiefen. Deshalb gab ich kleinteiligen Arbeiten, zumeist Zeichnungen, den Vorzug.



Ich habe die Serien Szenen Klischees Momente und Ausgedachter Akt fortgeführt, und die Serie Groteskitäten eingeführt.




Diesmal spielte das Wetter uns einen Streich. Am Freitag zur Eröffnung und am Samstag wurde man schon im Freien von der Sonne gebraten, im Inneren der Eisenbahnwagen herrschten Temperaturen wie in eine Backofen ... ach was ... Schmelzofen. Am Sonntag dann regnete es ohne Unterlass. Ich mache diesen Umstand dafür verantwortlich, dass die Besucherzahlen zwar gut, aber nicht so Rekordverdächtig wie letztes Jahr waren.

2013 war ich Gast bei meinem Freund, dem Künstler Karl-Heinz Thiel, in seinem Atelier. Über das Haus von Karl-Heinz hier etwas sagen zu wollen würde hier den Rahmen sprengen. Nur so viel, einen originelleren Ort kann man sich kaum vorstellen. Besuchen Sie ihn doch auf seiner Homepage

Es wurden phantastische, gut besuchte Künstler-Tage. Zum ersten Mal trat auch meine älteste Tochter Marina dort als Fotografin auf. Das jüngste Mitglied der Künstlergruppe.





Ich konnte die Serie Zustände, an der ich seit vielen Jahren arbeite, abschließen und das Kunstobjekt Der zerlegte Mann, bestehend aus fünf zusammengehörenden Bildern, erstmals zeigen.















Im Programm gab es eine Neuerung, die sehr gut ankam, nämlich ein Rundgang durch alle Ateliers im Anschluss an den offiziellen Teil der Vernissage, kompetent geführt von meinem Freund Norman Hothum (ebenfalls Mitglied der Künstlergruppe).

2014 war ich zum ersten Mal kein "Heimatloser" mehr, auch wenn ich in unserem Prospekt immer noch irrtümlich als Gastaussteller geführt wurde. Mein Fehler! Tatsächlich habe ich mit Karl-Heinz inzwischen eine Atelier-Gemeinschaft. Etwas Besseres hätte mir kaum passieren können.

Da ich die erste Hälfte des Jahres fast ausschließlich mit der Produktion von Comics zugebracht hatte, Surcomixxx 4 und Dunkelziffer 3, stellte ich nahe liegender Weise die Originalzeichnungen aus und den inzwischen fertig gestellten Zyklus Trennung aus der Serie Szenen Klischees Momente.



Leider konnte ich nur am Sonntag an den Künstler-Tagen teilnehmen. Marina konnte gar nicht persönlich anwesend sein, ihre Werke waren aber dennoch zu sehen. Auch diesmal gab es viele interessierte Besucher.